Naja, der Film ist nice gemacht und die Hauptmessage, die später aufgelöst wird, ist jedenfalls durchaus stark und sollte man auch nicht auf die leichte Schulter nehmen und es als purer SciFi abhaken. Aber der Anfang ist doch etwas zu Klischeehaft und einseitig betrachtet. Hier wird VR als Problem dargestellt, dabei ist die Flucht in VR nur ein Symptom und keine Ursache. Wer vor der Realität flüchtet, tut das nicht weil VR so toll ist, sondern weil er im RL Probleme hat. Und die Aussage VR würde einen sozial isolieren ist doch auch quatsch, die soziale Interaktion mit anderen Menschen findet doch auch heute schon lange auch zu einem Großteil im Internet statt. Die Gesellschaft verändert sich eben, nur wer diese Veränderungen nicht sehen und sich anpassen will sieht darin mehr Probleme als wirklich vorhanden sind. Menschen neigen dazu alles was nicht ihrer Norm entspricht kritisch zu betrachten, doch diese Norm wird ihnen durch die Gesellschaft vorgelebt und entsteht selten wirklich durch eine eigene Meinung, die Meisten sind schlicht voreingenommen, viele sind das bei VR sicherlich schon lange und solche Filme helfen dann nur bedingt dabei diese Vorurteile abzubauen.
Naja, ich glaube schon, dass VR auf Dauer ganz klar eine neue Dimension eröffnen wird in Sachen Realitätsflucht, und dessen muß man sich für sich selbst, Freunde und seine Kinder/Jugendliche bewußt sein. Dass es unabhängig von VR schon immer Gründe für Realitätsflucht gab und geben wird, ist klar, und ob es Alkohol, Spielsucht oder andere Formen annimt, ist ansich gleich. Aber man sollte sich dennoch bewußt sein, dass es zu einer besonderen Gefährdung durch VR kommen wird und das man sich persönlich und auch gesellschaftlich darauf einstellen muß, den gesunden Umgang mit VR zu lernen und bei gefährdeten Personen zu erreichen. Wir sind ja gerade deshalb so begeistert von der Aussicht auf VR weil es solche Power haben wird auf lange Sicht - dass das für Menschen, die sich im RL nicht in ihrer Haut besonders wohl fühlen gerade ganz besonders verlockend wird, ist wenig überraschend. Aber so wie es mit dem Internet jetzt schon Menschen gibt, die sich zu sehr auf ihre Existenz im Internet beschränken, wird es in VR noch eher so etwas geben, weil man noch glaubwürdiger in VR existieren kann, der Avatar als die Person die man gerne wäre. Das Problem dabei ist zum Teil, dass sich die Menschen dabei verstellen, etwas vorgeben, was sie nicht sind, in RL ihnen nicht abgenommen würde. Das hört sich vielleicht erstmal gar nicht schlimm an, aber es führt zu einer Entfremdung von, einer Abstoßung der Person, die man in Wirklichkeit ja ist - das ist am Ende nie gut für einen selbst, wenn man sich nicht mehr mit dem realen Ich identifizieren kann; weil man zumindest unbewußt dadrunter leiden wird, sich in Wirklichkeit selbst als minderwertig abzustempeln. Insofern wird es bei VR noch wichtiger als bei normalen PC Spielen und Social Media sein, darauf zu achten dass man ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen und RL Aktivitäten hat, eben weil die Sogwirkung von VR noch größer sein wird.
Ja, man muss aufpassen, aber vieles was du hier schreibst ist die typische Denke alles was nicht in die Norm der Gesellschaft passt ist falsch. Die Gesellschaft muss sich auch entsprechend anpassen und nicht blind nach Gefahr schreien, nur weil es zur aktuellen Norm nicht passt. Eine Norm ist nichts festes sondern sollte sich immer mit der Gesellschaft weiter entwickeln und für VR ist das genauso nötig wie damals für das Internet. Das Internet wurde auch lange als Modeerscheinung belächelt und dessen Auswirkung auf unsere Gesellschaft gewaltig unterschätzt. Nimm mal der heutigen Gesellschaft das Internet weg und gucke was dann passieren würde. So viele Firmen die inzwischen nur dank Internet überhaupt existieren, dass würde sich erheblich auf unsere Wirtschaft auswirken und damit auch auf unsere Gesellschaft. Ähnlich wird es in 10-20 Jahren mit VR sein. Und wo ist das Problem? Gehen wir mal 20 Jahre weiter und nehmen an das VR dann so weit ist, dass alles direkt über das Gehirn läuft, sprich ein Mensch, der im RL ans Bett gefesselt ist und sich nicht bewegen kann, kann sich in der VR völlig frei bewegen wie ein normaler Mensch. Er kann dort sogar einer Arbeit nachgehen und verdient so sein Geld. Wer sind wir dann zu bestimmen, dass dieser Mensch sein Leben gefälligst im RL leben soll und nicht in der VR? Jeder sollte in der Lage sein selbst zu bestimmen wie er leben will, solange man nicht gegen Gesetze verstößt. Die Gesellschaft will aber am liebsten immer alles verbieten was für sie nicht normal ist. Siehe auch immer wieder Themen wie Killerspiele. Sorry, aber es gibt genauso Menschen, die im RL nicht so sein können wie sie sind, aus welchen Gründen auch immer, solche Menschen sind dann in VR viel mehr sie selbst als im RL. Im RL gibt es mehr als genug Menschen, die sich dort verstellen und vorgeben etwas zu sein was sie nicht sind. Von daher kann man das nicht so pauschal sagen. Für solche Leute wäre es gar eine Erleichterung, wenn sie den Druck dadurch in der VR abbauen können, da sie sich dort nicht verstellen müssen. Und wer entscheidet was ein ausgewogenes Verhältnis ist oder weiter oben ein gesunder Umgang? Das alles ist von Normen geprägt, die nur selten wirklich angepasst und aktuell sind sondern meist eher veraltete Ansichten zugrunde liegen.
Ihr kloppt hier immer Texte raus... Ohne eure Beiträge vollständig gelesen zu haben: Der Film ist eine coole Idee und bietet für die 6 Minuten eine fantastische fast schon tiefgreifende Story. Als Spielfilm wäre das Konzept bestens geeignet, wenn auch irgendwie durch viele Filme bereits behandelt. Und zum Rest: Könnte, Könnte aber auch nicht so kommen. Es gibt auch heute schon genug abhängige die Ihren Job oder sogar das Privatleben vernachlässigen weil das verlangen nach "dem anderen ich" in einer virtuellen Spielwelt größer ist. Ich kann das gut nachvollziehen. Viele Menschen, ob sie es zugeben oder nicht brauchen nun mal Anerkennung als Bestätigung für ihr tun. Egal in welcher Form oder wie klein diese Anerkennung ausfallen mag.
@Balmung: es mag sein, dass man sich irgendwann in einer Realität befindet, in der man sich vornehmlich virtuell aufhält, und nur wenige Stunden am Tag (plus Schlafen) in der echten Welt bewegt. Das könnte sehr gut eine Folge des technologischen Fortschritts sein und damit zur gesellschaftlichen Realität werden. Ob ich das gut finde oder nicht, ist insofern irrelevant weil die Entwicklung letztlich nicht auf gut oder nicht gut achtet sondern sich einfach gemäß den Gesetzen von Darwin und wohl noch mehr von Angebot & Nachfrage voranschreitet. Und natürlich kann man sagen, dass es doch schön ist, wenn selbst in Hongkong jeder in einer schönen Umgebung mit Sicht auf einen großen See wohnt, obwohl er in Wirklichkeit leider nur 20 qm zur Verfügung hat in einem Raum ohne Fenster; wo jeder körperlich eingeschränkte/behinderte sich ganz normal bewegen kann (wobei, das stimmt dann wieder nicht ganz, sobald roomscale tracking eine Rolle spielt, dann sieht man das Humpeln, die Spastik etc. doch wieder). Es gibt dafür sicher gute Argumente, und vielleicht sind wir als Menschheit in 200 Jahren komplett entrückt und nehmen unsere Umwelt schon längst im Cyberspace bzw. durch die Kamera's von Drohnen wahr. Und für jeden Menschen ist emotional der Zustand seiner eigenen Kindheit der "richtige" (sofern er die Kindheit jedenfalls als schön empfand), und wird er revolutionären Änderungen manchmal emotional kritischer gegenüber stehen als Kinder und Jugendliche zu dem Zeitpunkt es tun würden. Unsere Vorfahren werden vielleicht die Industrialisierung als Schritt in die falsche Richtung erfahren haben, weil es vieles geändert hat, sowohl zum Guten (ein Durchschnittsbürger kann sich viel mehr Waren, Essen, usw. leisten) als auch zum Schlechten (Lebensbedingungen von Arbeitern in Fabriken, Umweltverschmutzung und Terraforming, usw.). Für uns ist es ein Fakt, den wir schon gar nicht mehr hinterfragen. Und würde ich jetzt lieber in der Werkstatt stehen, und mit der Hand etwas drechseln, wenn jeder noch so arbeiten würde ? Weiß nicht so recht, aber ich würde jedenfalls nicht behaupten, dass das für mich grundsätzlich eine weniger gute, lebenswerte Existenz wäre. Glück ist eh relativ und vor allem abhängig vom persönlichen Referenzrahmen, nicht objektiv. Insofern wird ein Mensch in 100 Jahren, für den schon seit seiner Geburt alle Aktivitäten vor allem virtuell stattfinden, es vielleicht sehr komisch finden, wenn man ihm sagen würde, ob er nicht glücklicher wäre, wenn alles in RL wäre und jeder das echte Gesicht und Körper von einem sehen könnte. Vielleicht ist das Zeigen des Realface dann so etwas wie heute das Ausziehen der Unterhose. Ich meinte aber eher den Zeitraum der nächsten 10-20 Jahre, wo die meisten Menschen immer noch außerhalb vom Cyberspace stattfinden. Es werden naturgemäß erstmal vor allem die Menschen sein, die sich in ihrem RL nicht zurechtfinden, die in VR flüchten. Einige mögen dort ihr Glück finden, arbeiten, sozial usw.. aber da die Masse von uns nunmal Stand heute doch vor allem im RL funktionieren muß, wird es für die, die zu stark vor dieser Realität flüchten, auf Dauer schwierige Konsequenzen haben. Ich will damit nicht VR schlechtreden, wie Du denkst, sondern einfach sagen, dass es diese Gefahr nunmal gibt. So wie es zum Alkohol & Drogen die entsprechende Süchte gibt, zum Zocken die Spielsucht, usw.. Nur weil diese "Mittel" so viel Spaß, Glück, was auch immer bereiten, sind sie ja überhaupt erst für bestimmte Menschen gefährlich, die sich nach solch einem Fluchtweg sehnen. Darum sind aber VR, Alkohol usw. nicht als Solches böse. Das Problem liegt ja in der Tatsache, dass jemand mit seiner RL Existenz nicht gut zurechtkommt. Diese Menschen sind in dem Augenblick halt schwach, und suchen sich einen "einfachen" Ausweg statt ihre Probleme anzupacken. Und genauso wie man bei Alkoholikern, Spielsüchtigen usw. im Nachhinein häufig feststellt, dass man es hat kommen sehen aber als Freund oder Familienmitglied irgendwie nicht so richtig wußte was man machen sollte, und halt am Ende nichts gemacht hat (man trifft ja in dem Augenblick leider häufig auf den vehementen Widerstand des Betroffenen). Ich kenne da persönlich einen Fall, tja, mit dem ist heute nicht mehr viel los. Da kann man auch nicht mehr sagen, er hätte sich halt für einen alternativen Lebensweg entscheiden, der auf seine Art gleichwertig ist. Und für die Menschen, die im RL nicht so sein können wie sie sind - warum sollte dass dann im VR anders sein ? Sobald für sie VR so real ist wie es jetzt ihr RL ist, was Du ja ausmalst, dann werden sie genau die Hemmungen, die ungelösten psychologischen Problematiken wieder einholen. Sie sind ja jetzt im Internet gelöster, weil sie genau wissen, sobald sie die Kiste ausmachen, sind sie wieder der, der sie im RL immer sind und sein werden. Das ist noch ihre echte Identität. Wenn sie wirklich im VR angekommen sind und dort "leben", dann haben sie dieses Rückzugsgebiet ja gerade nicht mehr, dann ist es ja wirklich relevant, was ihnen im VR passiert. VR ist nicht das Problem - aber es wird im Zusammenhang mit Menschen, die ein Bedürfnis zur Realitätsflucht verspüren, zum einem attraktiven Fluchthelfer. Und man sollte bei sich selbst und anderen auf die Symptome achten, wann solch eine Realitätsflucht einsetzt. Und trotzdem bin ich vehement dafür, dass es VR geben soll. (Und Spiele und Alkohol übrigens auch). Die große Mehrheit wird damit gut umgehen und viel Spaß haben, aber dennoch sollte man reale Gefahren nicht einfach unter dem Teppich kehren müssen, es ist doch nicht nur weiß oder schwarz ? Und was der Film natürlich thematisiert, ist auch ein potentielles Problem - die Möglichkeiten, uns zu manipulieren, werden immer größer, für uns immer schwieriger zu durchschauen. Ich erinnere mich da an den alten Film mit der Zeitmaschine - will man ein Leben, das einem ein Paradies vorgauckelt, auch wenn es in Wirklichkeit anders aussieht, Hauptsache, es geht einem selbst gut ? Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach, weil man im Nachhinein vielleicht doch lieber ein verlogenes geiles Leben gehabt hätte statt eines ehrlichen Scheißlebens.
Ohne hier alles gelesen zu haben, aber ich glaube solange VR mit dem Motion Sickness Problem zu kämpfen hat, wird das bei den meisten eh nix mit der Realitätsflucht Obwohl es sicher hartnäckige Leute geben wird die sich das komplett abtrainieren können. Spätestens wenn es Second Life VR gibt, wird das sicher wieder ein Thema in der Öffentlichkeit sein.
@axacuatl: bevor es noch mehr wird lass ich mal das zitieren. In 10-20 Jahren kann sich schon sehr viel ändern. Vor 20 Jahren, also 1995, war das Internet noch kein wirklich großes Thema, selbst vor 10 Jahren war das Internet noch nicht so wichtig wie es heute ist. Und heute ist es fest in unsere Gesellschaft integriert und man könnte es nicht mal eben abschalten ohne Folgen. Oder nimm Computer an sich oder auch Handys, ähnliche Entwicklung wie beim Internet und alles Dinge, ohne die die Meisten heute kaum noch aus kämen. VR könnte daher in 10-20 Jahren bereits sehr ähnlich unser Weltbild verändern. Schon jetzt reden ja einige Leute/Firmen davon VR Brillen in Schulen einzusetzen etc. Natürlich wird man in 200 Jahren viel leichter einen deutlichen Unterschied sehen, aber das ist bei der Zeitspanne ja auch nicht verwunderlich. Aber wie gesagt, gerade wir heute sollten eigentlich wissen, das 10-20 Jahre bereits reichen um einiges zu verändern. Ich hab ja auch nirgends behauptet, dass es keine Probleme durch VR geben könnte, ich hab lediglich angekreidet wie man diese Probleme definitiv und das da wieder zu oft Schubladendenken der breiten Masse einsetzt, die mit vorhandenen Normen werten was normal ist und was annormal. Und du unterschätzt die Anzahl der Menschen, die sich im RL verstellen. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Krankheiten, die sie dazu zwingt, sondern rein von unseren Gesellschaftsnormen, die sie dazu zwingen. Du redest von schwarz und weiß, scheinst aber immer nur die Extremen im Kopf zu haben. VR ist immer noch VR, dort kann ich völlig anonym unterwegs sein, das unterscheidet sich nicht vom gewöhnlichen Internet. Nur weil man nun plötzlich mehr eintauchen kann und sich in einer echten VR Welt bewegen kann, heißt das ja nicht, dass es nun keinen Unterschied mehr zwischen RL Ich und VR Ich macht. Natürlich muss man für seine Anonymität auch etwas machen, selbstverständlich ist diese im Internet, über das VR ja zukünftig genauso laufen wird, schon lange nicht mehr.
Kurz: Jedes Medium birgt eine Gefahr der Abhängigkeit. Ob es in 200 Jahren noch "VR" heißen wird oder die Menschen direkt eine Computer/Hirn Schnittstelle haben um ihre Effizienz im Alltag zu erhöhen, als auch Unterhaltung drüber zu genießen, werden wir alle hier wohl leider nicht erfahren. Aber es wird wohl auch dann Probleme aus der Unterhaltungbranche (wie auch immer die aussehen mag) geben mit denen sich die Gesellschaft befassen muss.