Kann man so machen, wenn man denn eine EU als eigenständigen Staat möchte und die Mitgliedsländer einen Status wie unsere Bundesländer erhalten. Also ihre Souveränität größtenteils aufgeben. Man kann aber auch einen Schritt zurückgehen und die EU Bürokratisch entschlacken und den Mitgliedsländern wieder mehr Selbstbestimmung geben.
Hallo liebe Community, wie versprochen möchte ich auch nochmal kurz meine Meinung darlegen. Zunächst mal möchte ich für diese sehr angenehme Diskussion danken - ich konnte viel daraus mitnehmen und habe viele Beiträge mit großer Freude gelesen. Dass es einen Zusammenhang zwischen der deutschen Flüchtlingspolitik und dem Brexit gibt ist nicht so einfach von der Hand zu weisen und deshalb ist es verständlich, dass wir früher oder später zu diesem Thema abdriften würden. Es freut mich jedoch, dass jeder trotz der Emotionalität dieses Themas relativ cool geblieben ist und den eigenen Standpunkt (ohne großartige Sticheleien) dargelegt hat. Man diskutiert ja, um das eigene Meinungsbild nach dem eigenen moralischen Kompass auszurichten und dahingehend zu optimieren. Wer von Vornherein ausschließt sich im Verlauf der Diskussion kritisch mit der eigenen Meinung auseinanderzusetzen ist kein guter Diskussionspartner. Je emotionaler einer Debatte, desto weniger möchte man vom eigenen Kurs abweichen und da die Flüchtlingsdebatte in diesem Sinne ein sehr heißes Eisen ist, ist es schwierig sich hier offen in eine Diskussion zu begeben. Aus diesem Grund halte ich es ebenfalls für sinnvoll selbige nicht weiter zu vertiefen. Die eigentliche Frage die ich mir stelle ist sehr theoretischer Natur: Inwiefern spricht eine annähernde 50/50 Entscheidung für einen Makel der Regierungsform "Demokratie"? Diese Frage wirft viele weitere Fragen auf. Um es vorweg zu nehmen: Ich weiß nicht wie man selbige zu beantworten hat, da ich mich dafür nicht genug mit der Thematik beschäftige. Tatsächlich glaube ich, dass so etwas wie eine ideale Regierungsform nicht existiert. Ich bin der Meinung, dass man in einer repräsentativen Demokratie die Entscheidungsgewalt den gewählten Vertretern des Volkes überlassen sollte. Nun lässt sich streiten ob diese Vertreter ein imperatives oder ein freies Mandat besitzen sollten. Fakt ist jedoch, dass die direkte Teilhabe des Volkes in unserer Regierungsform überflüssig ist und meiner Meinung nach eher schadet, als dass sie hilft. Die repräsentative Demokratie fordert den Wähler ja geradezu dazu auf sich nicht ausführlich mit politischen Themen zu beschäftigen, da eine kleine gewählte Elite (Politiker) existiert, die sich den ganzen Tag eine Meinung zu diesen Themen bilden kann. Diese Elite hat dann die Aufgabe den Wähler in kurzer Zeit über teils sehr komplexe Sachverhalte aufzuklären. Das kann ja nicht klappen. Aus diesem Grund sollte man die gewählten Vertreter über solche Themen abstimmen lassen, da sie noch am ehesten die Konsequenzen abschätzen können. Überspitzt formuliert: Man kann dem Wähler nicht einerseits vermitteln er müsse sich nicht Politik auseinandersetzen (wenn nicht gerade Wahlen anstehen) und ihn dann über die Zukunft der Nation entscheiden lassen.
Das ist halt die Demokratie. Rein theoretisch dürfte dann niemand abstimmen, der sich nicht damit beschäftigt hat. Das gilt auch für normale Wahlen. Wenn das so eintreten würde, dann wäre es aus mit der Demokratie meines erachtens.
@Inditronic danke für deinen Kommentar. Wie gesagt, habe ich das Wort ´Informationssperre´ nur nach meinem Eindruck verwandt und auch eher mit Bezug auf die Medien zu diesem Thema. Schon im 19. Jahrhundert wusste man, dass es eine 4. Macht im Land gibt, was, ebenfalls meiner persönlichen Meinung nach, an Bedeutung eher zugenommen, als abgenommen hat. Ja, politische Diskussionen sind schwierig und fast schon aus der Mode, aber so wie sie hier im Forum geführt werden, nehme ich gerne daran Teil - wenn in der Zeitung steht, wenn David Beckham eine neue Unterhosenkollektion herausbringt, interessiert es mich einfach nicht.
Kleiner Nachtrag: Die Frage, was die EU eigentlich sein will, gilt es auch zu klären. Ob es nun eine politische Einheit (nach dem Vorbild der USA), oder vorrangig ein Wirtschaftszusammenschluss sein soll, sollte einfach mal festgelegt werden. Ursprünglich handelte es sich um einen Wirtschaftszusammenschluss. Diese Idee hat sich jedoch weiter entwickelt und wenn ein Land nicht gewillt ist weitere nationale Kompetenzen abzugeben, bleibt halt nur ein Austritt. Würde die EU eine Art 10 Jahres Plan ausarbeiten, so wüsste jeder Mitgliedsstaat, worauf er sich einlässt und ob er gewillt ist, diese Entwicklung mitzumachen.
Das System seine Stimme an die abzugeben die Sachkompetenz haben gab es übrigens sogar bei den Piraten, also selbst bei einer Partei die sehr basisdemokratisch war. Man konnte seine Stimme an jemand delegieren von dem man annahm das er über ausreichend Sachverstand über ein Thema verfügt. Ob den meisten Briten wirklich klar war für oder gegen was sie dort entschieden haben ist unklar. Und 51 % sind zwar eine Mehrheit aber eine knappe. Übrigens ein seltsames Phänomen, bei den Präsidentenwahlen in Österreich war es ähnlich knapp. Wieso also liegen bei solch entscheidenden Fragen die Meinungen so fast gleichauf ?
Wer davon recht hat ist auch so ein zweischneidiges Schwert. Die einen meinen die anderen sollten sich informieren und das behaupten die anderen auch von den einen, wenn ihr wisst was ich meine . Die Wahl in Österreich war sehr sehr knapp und es ist noch nicht ganz ausgestanden, da der Verwaltungsgerichtshof sehr viele "formelle" Fehler entdeckt hat. Es kann sein, dass die Stichwahl wiederholt wird, nur so als zusätzlich Info. Jeder Nachteil hat auch Vorteile und ich denke, dass der Vorteil der Brexit doch vielleicht die von England kommenden Firmen sein könnten, die sich vielleicht in den ein oder anderen EU-Ländern niederlassen. Natürlich ist das ein Nachteil für die Briten.
Genau das ist das Hauptproblem, niemand weiß was die EU nun genau darstellen will und das verunsichert. Wenn man nun geklärt hat welchen Zweck die EU einnimmt, dann muss es in jedem Land eine Volksabstimmung geben, denn nur Jeder einzelne Bürger muss das Recht haben darüber zu entscheiden ob er das möchte. Es reicht bei so einer wichtigen Entscheidung einfach nicht Volksvertreter zu bestimmen, denen man seine Stimme anvertraut in der Hoffnung das dieser nun so abstimmt wie man es denn gerne hätte. Schauen wir uns doch mal die Politik bei uns an, da gibt es 4 Parteien die in unterschiedlichen Konstellationen regieren. Egal wer von denen nun an der Macht ist es ändert sich nicht wirklich was. Die Grundpolitik bleibt gleich und jede der Parteien wäre für eine EU. Wenn ich jetzt als EU Gegner nun extra eine Partei wählen muss die gerade in dieser Frage meine Zustimmung hat, aber in den restlichen politischen Angelegenheiten nicht, wäre es doch Idiotisch diese Partei zu wählen. Genau deshalb hab ich selber ja keine Wahl was das Thema EU angeht.
Ich denke das in Deutschland ein Konsens darüber besteht das wir die EU wollen und das wird eben auch durch das Parteienspektrum repräsentiert. Den es gibt ja mindestens eine Partei die aus der EU austreten will. Sie jetzt deswegen zu wählen ist allerdings grob fahrlässig. Und die Briten haben ja nicht nur sich selbst sondern vermutlich der ganzen EU Zone geschadet, welche Folgen das hat werden wir noch merken. Ich persönlich bin eher für weniger den für mehr Nationalstaaten und würde gerne die Vereinigten Staaten von Europa noch erleben, auch wenn ich daran nicht glaube. Die Entwicklung geht ja in eine andere Richtung.
Mir kommts so vor, als ob den Briten nicht so richtig bewusst war, das der Brexit erreichbar ist vor dem Referendum. Ich denke wenn es noch ein Referendum geben würde (egal ob das nun Kindergarten ist oder nicht) würde das Ergebnis anders aussehen. Ich kann mich aber auch täuschen. Man liest ja nur das, was die Presse einem vorgibt. Edit: Auszug aus einer relativ seriösen Zeitung aus Österreich (Kleine Zeitung): "In britischen Medien und in den sozialen Netzwerken haben sich Dutzende Brexit-Wähler gemeldet, die ihre Entscheidung rückgängig machen wollen. Wahlhelfer berichten von besorgten Bürgern, die ihr Kreuz neu setzen wollen."