Daten im großen Stil wurden ja schon zu Kalten Krieg Zeiten gesammelt. Ein wirkliches Briefgeheimnis gab es ja auch nie. In den 70´ern hat man die Rasterfahndung eingeführt und jeder war pauschal verdächtig. Da das Internet direkt in den privaten Bereich hineinreicht, wird hier natürlich vermehrt und intensiv geschnüffelt (also wie eh und je). Heutzutage gibt es völlig neue Möglichkeiten der Überwachung, dass hätte sich vor 30-40 Jahren keiner wirklich ausmalen können. Bei Facebook ziehen sich viele Leute freiwillig aus, um sich selbst das Gefühl zu geben, gesehen und wahrgenommen zu werden, das Selbstwertgefühl scheinbar zu steigern etc. Dennoch ist das alles nicht ganz ungefährlich und easy. Die NSA arbeitet gegenwärtig an Programmen, um kollektive Strömungen vor dem Eintreten dessen vorauszusagen, um diese wiederum im Vorfeld manipulieren zu können. Da ich ja einige Zeit in der Werbebranche verbracht habe (ein seltsamer Haufen), habe ich jeden Tag erlebt, dass der ideale Kunde der ist, über den man sogut wie alles weiß. Nur dadurch kann man seine Konsumwünsche schon an dem Punkt abfangen, bevor ihm bewusst wird, dass er diese Wünsche hat. So gesehen wissen dann gewisse Leute mehr über andere, als diese selbst. Programme in Datenbanken stellen sozusagen virtuelle Persönlichkeiten über Individuen zusammen, die mehr über die Person aussagen können, als die Person über sich. Natürlich funktioniert das nur bei, ich sage mal, einfach gestrickten Menschen. Was aber auch den Schatten wirft, dass eine gewisse Verdummung als positiv gewertet wird. Ich will jetzt nicht zu sehr in´s off topic abgleiten, aber noch kurz anmerken, dass Demokratie und Selbstbestimmung, gerade in den USA, tatsächlich gegenwärtig immer mehr vom Markt (Großkonzernen, Banken etc) untergraben werden. Auch in Europa zeigt sich dieses gefährliche Gebahren in den (gegen das Grundgesetz verstossenden) Geheimverhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA. Es darf also nicht wundern, dass große Konzerne unbeliebt sind, dennoch tragen diese die Schuld nicht alleine, sondern auch die Leute, die mitmachen. Daher sehe ich die Übernahme von FB von zwei Seiten, einerseits das Beste was passieren konnte, also ein Mega-Konzern unterstützt ein Produkt, dass wir uns alle sehnlichst wünschen, andererseits steht dieser Konzern für etwas, für das wirkliche Demokratie, Datenschutz und Privatheit lästige Faktoren sind, die es abzuschaffen gilt. Und die Meldung mit den Todesdrohungen ist wirklich schockierend, erschreckend, wie weit manchen Leute gehen..., keine Worte für sowas. Hier noch ein Link zu einem Blog mit einem sehr reflektierten Artikel über VR, FB und die Zukunft dessen: http://derstandard.at/1395363518761/Ich-traeume-von-Caprica-und-fuerchte-mich Sehr lesenswert!
Sehr lesenswert war auch dieser Beitrag von Dir - danke! Muss leider in die Horizontale - nehme morgen nochmal Bezug, wenn ich's nicht vergesse!
Interessant - lt. golem.de hat John Carmack Mark Zuckerberg die Technologie einen Nachmittag lang erklärt und eine Woche für ihn selber überraschend erfahren, dass Facebook Oculus gekauft hat. Zu deutsch - er war in die Entscheidung gar nicht einbezogen und das als CTO. Scheinbar ging das wirklich alles ganz schön schnell - hinzu kam sicher, dass Carmack in Texas arbeitet, während die entscheidenden Gespräche sicher in Irvine, Orange Country oder aber im Sililcon Valley geführt wurden.
Wenn des Volke Meute rast gibts kein halten mehr. Viele wollten halt OR als unabhängige Firma sehen und haben deswegen bei Kickstarter ihr Geld gegeben. Verstehen kann man zumindest die Wut, auch wenn man die Drohnungen weglassen sollte. Man hätte den FB Deal sanfter ankündigen können zB erst ein paar Posts, dass man von einer Firma angesprochen wurde, diese einen zwar aufkauft, aber einen die unabhängige Arbeit weiter erlaubt ... ach übrigens es ist Facebook ... da hätte man die Leute zumidest nicht instant vor dem Kopf gestoßen. In einen YT-Talk Lets Play dingsbums hat einer was wichtiges gesagt: John Carmack ist nun der Kanarienvogel bei Oculus, John kann man nicht den Mund verbieten, John kann machen was er will usw... wenn er Oculus verlässt und sich anderen Projekten plötzlich widmet ist was im Busch also solange John happy ist wird da nicht viel los sein.
Gute Einschätzung. Die Bekanntgabe der Übernahme war wirklich etwas - sagen wir suboptimal. Naja, bei der nächsten Firma machen sie es besser. Für Brendan Iribibe ist es immerhin schon das dritte Unternehmen, das er als CEO erfolgreich mit aufbaut und an ein Großunternehmen verlauft (vorher Scaleform und Gakai).
Sähe ich theoretisch auch so, jedoch spricht er schon wieder in leicht anderen Tönen in den Comments zu seinem Statement: Ist einer der klügsten Menschen der Welt, aber irgendwie immer noch ein Ami, ne. Da nimmt man's nicht so genau mit Datenschutz. Mal gucken wie das so weitergeht, einige "specific" Beispiele stehen schon drunter - übrigens zu finden hier: http://peterberkman.tumblr.com/post/80827337212/wrong-and-right-reasons-to-be-upset-about-oculus
Sollte die Oculus tatsächlich ein Produkt werden, das so mit FB verwoben ist, dass es unangenehm wird, könnte dies der Konkurrenz in die Hände spielen. Denn die können dann auch damit werben, dass ihre Brille nur eine VR-Brille ist, völlig frei von irgendwelchen Zwängen, Auslesen von biometrischen Daten und ähnlichem Käse. Und die Leute, die sich (wenn auch nur ein bisschen..) über die Übernahme geärgert haben, greifen eher dort zu. Falls es also wirklich so kommt, dass die Oculus früher oder Später mit FB gebrandet ist, ich erst einen Hack einspielen muss, um mich von FB zu befreien, es aber ein gleichwertiges Konkurrenzprodukt gibt, werde ich ganz klar das kaufen. Das Carmack so leichtsinnig über Data-Mining spricht, kann ich mir auch nur dadurch erklären, dass er Amerikaner ist. Zudem haben die Deutschen hiermit ihre ganz eigenen Erfahrungen im 3ten Reich gemacht. Dort waren es nämlich die Daten im Einwohnermeldeamt, die dazu geführt haben, dass man eines Tagen massenhaft Menschen verhaftet hat, die das neue Regime als gefährlich und minderwertig eingestuft hat. Übrigens ein Szenario, was in gewissen Staaten schon gegenwärtig durchaus real werden kann. Man stelle sich vor, Erduan in der Türkei errichtet tatsächlich eine Diktatur nach seinen Maßstäben, Gegner des neuen Regimes würden im Falle dessen, dass man schon im Vorfeld ihre Daten abgefangen hat, sehr gefährlich leben. Sollten die Amerikaner irgendein Interesse daran haben, das Erduan an die Macht kommt, so würde sogar die NSA diese Daten freihaus liefern. Somit würde jeder, der sich im Internet (FB, Twitter, Mails, Foren, Chatts...etc.) kritisch über das Regime geäussert hat, direkt wegen Volksverhetzung verhaftet werden können. Ich habe Leute in meinem Umfeld erlebt, die posten tatsächlich intimste Fotos auf FB (teilweise sehr fragwürdige Bilder von ihren Töchtern, die erst 10 Jahre alt sind und selbst das gar nicht entscheiden dürfen/können), füllen auch ganz brav den von FB integrierten Lebenslauf aus. Mir ist sowas völlig fremd, ich kann mich noch gut errinnern, als in den 80érn die Volkszählung im Gange war. Massenweise hat man den Volkszählern die Türe vor der Nase zugeschlagen, obwohl die "nur" wissen wollten, wieviele Leute im Haushalt leben und wie groß die Wohnung ist. Und heute? Viele lechzen schier danach, alles von sich preiszugeben. Seltsame Geschichte, wahrscheinlich bin ich für ein solches Gebaren zu "oldschool"
Spanndende Diskussion. Ich glaube auch, dass die Amerikaner mangels eigener negativer Erfahrungen anders (und nicht falsch!) mit dem Thema umgehen UND weil sie immer die Chance vor dem Risiko sehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es diesem Umstand zu verdanken haben, dass wir uns hier überhaupt schreiben und auf den Durchbruch von VR hoffen dürden. Der für viele (überhebliche) Europäer naiv anmutende Grundoptimismus der Amerikaner hat eine Nation der Macher geschaffen und währen wir debattieren, relativieren und analysieren erobern amerikanische Firmen die neuen Märkte. Sicher wäre ein Mittelweg zwischen beiden Sichtweisen die beste Wahl - auch beim Datenschutz. Da ich in meiner Sichtweise mich der amerikanischen Haltung näher fühle als der deutschen, sehe ich den Einstieg von facebook konsequenterweise insgesamt weniger kritisch. In der Gamercommunity ist es auch einfach hip und tief verankert gegen Transparenz zu sein, was meiner Meinung auch mit der tiefen Verwurzlung in der Raubkopier- und Hackerszene zu tun hat.
Chris Roberts steht weiter zum Oculus Support von Star Citizen uns sieht die Vorteile durch die Facebook-Übernahme köar dominieren: https://robertsspaceindustries.com/comm-link/transmission/13783-Letter-From-The-Chairman-41-Million
Bei CNN Money gibts ein sehr schönes TV Interview mit Brendan Iribe, dem CEO von Oculus. Er erzählt, wie es zu der Liason mit facebook kam. Für mich durchaus glaubhaft. Krass, der Typ hat schon 3 Unternehmen aufgebaut - in einem Alter in dem ich noch an die Uni gehe... *ächz* Hier der Link zum sehenswerten Interview: http://money.cnn.com/video/technology/2014/04/11/t-oculus-facebook-brendan-iribe.cnnmoney